Zwischen der Idee und dem Casting

Meilensteine voller Herausforderungen

 "Wer nicht kann, was er will, muss das wollen, was er kann. Denn das zu wollen, was er nicht kann, wäre töricht."

Leonardo da Vinci

Die ganze Zeit während der Prozessentstehung des Filmprojekts habe ich mich gefragt, ob ich Leonardo falsch verstehe oder er sich in meinen Fall geirrt hat, denn mir war klar, dass ich keinen Film drehen kann und dass ich keine Ahnung von Filmproduktion habe. Dennoch war das einzige, was ich außer einem leeren Geldbeutel noch besaß, ein starker Wille, der angetrieben wurde durch eine Fragestellung, die mich schon seit meiner Einbürgerung beschäftigt: „Was ist dieses Deutsch Sein?“ Diese kontroverse Frage brachte mich dazu, ein Filmprojekt zu starten und dafür entschied ich mich, meine Komfortzone zu verlassen, meine rosarote Brille abzulegen und eine neue Brille anzuziehen: nämlich meine Willensbrille. Diese Art Brille hat die Eigenschaft, bestimmte Wörter oder Gedanken nicht zu sehen, ich sah zum Beispiel den Zweifel „Kann ich das überhaupt?“ nicht, weil ich viele Ideen hatte, wie ich das Projekt möglich machen könnte. Ich wollte die „realen Schwierigkeiten“, die eine Filmproduktion mit sich bringt, nicht einfach ignorieren, jedoch bin ich diesen Schwierigkeiten durch diese Willensbrille anders begegnet.

Und nun zurück zum Filmprojekt „Deutsch sein aus allen Himmelsrichtungen“. Ursprünglich war die Projektidee, eine dynamische und lebendige Dokumentation zu erstellen, zu der wir verschiedenen deutsche Staatsbürger mit oder ohne Migrationshintergrund als Interviewpartner einladen, um über die Fragen zu diskutieren „Wann bin ich deutsch? Und wer bestimmt das?“.

Dazu sollte diese Dokumentation von Experteninterviews begleitet werden. Warum immer diese Experten? Weil sie eine inhaltliche Qualität bezüglich des Themas gewährleisten können.

So der Projektentwurf. Es wurde ein Drehbuch für die Dokumentation erstellt und dabei fiel auf, dass die Geschichten der Interviewpartner so spannend waren, dass jede Geschichte genug Potential beinhaltete, um einen ganzen Film darüber drehen zu können.

Dennoch waren unsere Ressourcen und unser Fokus auf die Erstellung einer dynamischen Dokumentation gerichtet und nicht auf einen Spielfilm. Während einer unserer Sitzungen beleuchteten wir unser Vorhaben jedoch etwas kritischer und uns fiel auf, dass die Dokumentation so inputlastig ist, dass die Gefahr bestand, unsere Zielgruppe, die Jugendlichen, nicht wirklich erreichen zu können. Rasch wurde eine Alternative entworfen: alle erzählten Ideen und Geschichten sollten in eine fiktive Biografie zusammengebündelt werden und so entstand die Idee, einen Kurzspielfilm anzufertigen.

Ich wusste bis dato nicht, dass es fast unmöglich ist, einen Spielfilm zu produzieren ohne ein Drehbuch. Das Drehbuch ist der Kompass und gleichzeitig das Herz jedes Filmprojekts. Weil ich es nicht wusste, startete ich einfach mit ein paar Notizen und gleichzeitig habe ich mir persönlich erlaubt, das scheinbar Unmögliche möglich zu machen.

Das Wissen, um Strategien zu entwickeln und günstige Bedingungen zu schaffen, war vorhanden und mit diesen Fähigkeiten und dieser Haltung wollte ich den Herausforderungen entgegentreten. Es dauerte nicht lange, bis die erste kam, nämlich über 40 Schauspieler zu gewinnen. Aber wie sollen wir das schaffen? In dieser Situation gab es keinen Platz mehr fürs Resignieren.

Und damit kein weiteres Chaos ausbricht, sollten sich die noch fiktiven Schauspieler an einem Drehbuch orientieren und nicht nur an meinen Notizen. Folglich mussten in der Startphase zwei große Herausforderungen überwunden werden: die Anzahl an Charakteren in der Geschichte und das Schreiben eines neuen Drehbuchs, in dem komplexe Themen wie Struktureller Rassismus, Identitätsbildung oder der Abbau von unreflektierten Stereotypen zu behandeln sind.

Durch den Zeitdruck im Projekt hatten wir für die Entstehung des Drehbuchs 3 Wochen einkalkuliert, ein Zeitrahmen, der sich als unrealistisch erwies. Aber das Drehen musste bald beginnen und so starteten wir ohne ein fertiges Drehbuch in der Hand trotzdem die Ausschreibung für das Casting der Schauspieler. Innerhalb von 2 Wochen erhielten wir täglich Mails von Bewerbern aus der ganzen Republik. Unsere größten Hoffnungen setzen wir aber vor allem in einige ungelernte freiwillige Schauspieler aus der Region, die sich für unser Projekt begeisterten.

Das Thema des Kurzfilms ist eine Herzensangelegenheit und hat gleichzeitig eine große gesellschaftliche Relevanz. Dennoch hätten wir nicht ahnen können, dass so viele Menschen unserem Ruf folgen würden, um sich für diesen Kurzfilm freiwillig zu engagieren.

Und wenn ich zum Schluss rückblickend noch eine wichtige Erkenntnis mit euch teilen darf, dann ist das die Tatsache, dass mir vor meinem Handeln gar nicht bewusst war, dass dieses Projekt unter den gegebenen Bedingungen wahrscheinlich unmöglich zu schaffen ist. Und weil ich es nicht wusste, konnte ich nicht entmutigt werden.

Deswegen möchte ich alle engagierten Menschen einladen, ihr Herzensprojekt zu verfolgen und sich nicht durch die Fragestellung „Kann ich das überhaupt?“ entmutigen zu lassen. Angelehnt an Leonardos Lehre: Wollen ist Können.

Fernando Andia

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