Im 15 Jahrhundert, während in Amerika Zivilisationen, wie die der Inkas und Azteken florierten, spielten europäische Reiche global nur eine Nebenrolle. Doch der Fall Konstantinopels 1453 zwang Europa, nach Westen über den Atlantik zu blicken. Getrieben von Imperialistischem Geist und Handelsinteressen stach Kolumbus im Auftrag Spaniens in See - mit folgenreichen Konsequenzen.
Als Kolumbus 1492 in der Karibik landete, traf er auf die Lukayos - ein gastfreundliches Volk, das die Fremden neugierig willkommen hieß. Sie stellten sich mit den Worten "Wir sind ein friedvolles und gutes Volk." Diese Worte klingen ungefähr so:
"Da Kali Ta heno" vor, was die Europäer fälschlicherweise als "Taino" verstanden. Dieser sprachliche Irrtum hält bis heute an.
Für die Europäer waren die Lukayos zunächst einfach die "Anderen" - im positiven Sinne. Als kundige Gastgeber zeigten sie ihnen nicht nur die Natur und kulturellen Bräuche sondern auch beliebte Freizeitaktivitäten wie das Schwimmen mit den zahlreichen Meeresschildkröten, Ohne das Wissen der Lukayos hätten die Europäer in der 'Neuen Welt' kaum überlebt.
1493 kehrte Kolumbus nach Spanien zurück. Während seiner Abwesenheit wurde die erste europäische Siedlung Namens 'La Navidad' errichtet. Monate später fand Kolumbus sie niedergebrannt und alle die Bewohner tot vor. Die Schuldigen blieben im Dunkeln, Kolumbus verdächtigte die Karibe. Dies zerstörte das Vertrauen zwischen Europäern und Taíno.
Doch schon bei der zweiten Expedition änderte sich das Bild. Nach der Zerstörung von " La Navidad" und der brutalen Tötung der Spanischer Siedler sahen die Konquistadoren in den Taíno und Karibe plötzlich Brutale und gottlose Menschen. Getrieben von Goldgier überdeckte dieses negative Bild vom "Anderen" nun auch die anfängliche Gastfreundschaft. Die Funken der Gewalt blendet jeder Verstand.
Kolumbus brachte Soldaten und versklavte Menschen aus Afrika auf die Inseln, um die Lukayo auszubeuten und der Karibe Widerstand zu brechen.
Die militärische Offensive trieb Kariben, Arawak und Taíno zur Flucht. Innerhalb weniger Jahrzehnte war eine ganze Kultur dem Untergang geweiht. Zudem wütete auf Hispaniola eine Pockenepidemie, gegen die die Karibe, Taíno und Arawak keine Abwehrkräfte hatten.
Die Geschichte dieses Aufeinandertreffens ist komplex. Weder Heldenepos noch einfache Täter-Opfer-Dichotomie greifen. Als sich 1492 die Wege Europas und Amerikas kreuzten, verloren beide Seiten sehr viel und gewannen beide Seiten etwas. Diese Begegnung sollte uns lehren, Stereotype zu hinterfragen und verantwortungsvoll zu handeln.
Die Vergangenheit ist nicht schwarz-weiß, wir alle tragen Verantwortung für eine friedliche Zukunft.
Fernando Andia